Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen empfiehlt Verzicht auf Biosprit-Beimischung
Umwelt/Unterrichtung - 16.07.2010 Link zum Originaldokument
In den Handlungsempfehlungen heißt es:
"Ungewünschte Pfadabhängigkeiten sollten vermieden und zukunftsträchtige Technologien wie z. B. Elektromobilität gefördert werden." (S.340)
Der WBGU empfiehlt ein sofortiges Einfrieren von Biokraftstoff Beimischungsquoten. Innerhalb der nächsten drei bis vier Jahre sollten die Beimischungsvorgaben von Biokraftstoffen zu fossilen Kraftstoffen ganz zurückgenommen werden.
Die Wissenschaftler heben hervor, dass im Verkehrsbereich die Bioenergienutzung über Stromerzeugung und elektrische Fahrzeuge die höchsten energetischen Nutzungsgrade ermöglicht. Der Beirat spricht von doppelt so guter Nutzung im Vergleich zu Biokraftstoffen bei gleichzeitiger drastischer Verringerung von Emissionen, Feinstaub und Lärm. (S. 341) Der Einsatz von Rapsöl in BHKW ist ausdrück neben der Mitverbrennung von Biomasse im Kohlekraftwerk am effizientesten. (S. 166)
Grundsätzlich wird bemerkt: "schneiden mehrjährige Anbaukulturen wie Jatropha, Ölpalmen, Kurzumtriebsplantagen (schnellwachsende Hölzer) und Energiegräser besser ab als einjährige Anbaukulturen wie Raps, Getreide oder Mais und sind daher grundsätzlich zu bevorzugen."
Zu Biodiesel wird bemerkt das Biodiesel zwar auch in Blockheizkraftwerken (BHKW) eingesetzt werden könnte. Dies ist jedoch systemtechnisch ineffizient, da Pflanzenöl ohne weiteres auch direkt in BHKW verbrannt werden kann (S. 162).
Die vergleichende Bewertung ist vernichtend: "Die geringste exergetische Wertigkeit wird beim Einsatz von Biokraftstoffen in Kraftfahrzeugverbrennungsmotoren erreicht, die in den meisten Fällen nur etwa dem halben Äquivalent der Verbrennung für die reine Wärmeerzeugung oder gar einem Drittel der erreichbaren Werte beim KWK-Kraftwerk bzw. der reinen Stromerzeugung entspricht." (S. 169)
Unser Kommentar:
Frei nach Helmut Schmidt: Wäre schön wenn die Politiker auf den Rat ihrer Wissenschaftler hören würden.
Die Forderung des WBGU nach verstärkter Nutzung von Biogas wird am Beispiel Raps nicht ausgeführt. (S.146) Eine Nährstoffauswaschung beim Rapsanbau müsse durch die Wahl einer geeigneten Folgefrucht vermieden werden.
Der Anbau von Rapsöl zusammen mit einer Biogasproduktion aus dem Rapspresskuchen wäre aus unserer Sicht die sinnvolle Erweiterung der Studie. Im Gegensatz zur industriellen Pressung und Lösungsmittelextraktion von Raps ist durch die Nutzung des ölhaltigen Presskuchens in Biogasanlagen eine weitere Einsparung von ca. 20% CO2 zu erwarten. Transporte würden vermieden und die Nährstoffe gelangen unmittelbar zurück an die richtige Stelle des Kreislaufs bei wesentlicher Bodenverbesserung im Vergleich zu reinen Maisplantagen. Das Ergebnis wäre eine Kombination der beiden vorteilhaften Grafiken auf Seite 172.
Rapsöl ist ein ausgezeichnet lagerbarer Energiespeicher. Im BHKW mit Wärmespeicher kann der Strom aus Pflanzenöl sehr gut Schwankungen in der sonstigen Ökostromproduktion ausgleichen.
Die Aussage des WBGU zu Pflanzenöl-BHKW zu Wirkungsgraden ist sehr sehr pessimistisch: "diese Aggregate können mit unraffiniertem Pflanzenöl (aus Jatropha oder Ölpalmen) betrieben werden, weisen einen Wirkungsgrad von 20–25 % auf und haben ein großes Potenzial in der ländlichen netzfernen Elektrifizierung," (S. 173) Die schlechtesten! Pflanzenöl BHKW, die uns bekannt sind schaffen 30% elektrischen Wirkungsgrad.